Samstag, 28. Mai 2011

Westküste

Nachdem ich den letzten Post geschrieben hatte kam ich später los als geplant, bis ich mich rundherum in Christchurch verabschiedete. Ich überlegte schon, wo ich übernachten sollte, denn über den Arthur's Pass würde ich es nicht mehr schaffen. Kurz vor Darfield (zwischen Christchurch und Pass) bekam ich eine sms von Tobi (wir kauften das Auto zusammen) wo ich denn sei, er sei in Darfield. Lustiger Zufall. Wir trafen uns und beschlossen Tags darauf die geplante Westküsten-Tour gemeinsam zu machen.

Dienstags brachen wir also Richtung Westküste auf, mit einer guten Stärkung aus dem Sheffield Pie Shop, dort habe ich meinen ersten glutenfreien Pie genossen. Ok, um ehrlich zu sein verschlungen, denn er war richtig gut! Der Arthur's Pass war beeindruckend, es war unverschämt kalt, die Bergspitzen lagen schneebedeckt in den Wolken. Die Hänge und Bäume leuchteten in wunderschönen Herbstfarben.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir die Pancakerocks in Punakaiki, eine Felsformation die geschichtet ist wie Pfannkuchen und wunderschön ins abendrot getaucht war. Schön anzugucken, aber doof zu fotografieren.
Unser Nachtlager fanden wir in Charlsten auf einem DOC Campingplatz, in mitten einer schönen Wiese.

Am nächsten Tag wurden wir mogens von einem netten Kiwi mit Jeep aus der Wiese wieder herausgezogen, denn sie war nicht so Van-geeignet wie ich dachte. Zumal unser Hinterradantrieb nicht gerade von Vorteil ist. Nördlich von Charlsten sammelten wir einen anderen Deutschen ein, der vor einiger Zeit bei uns im Hostel woofte. In Westport legten wir einen Zwischenstop um die Lebensmittelreserven wieder aufzufüllen und fuhren anschließend bis nach Karamea und darüber hinaus soweit nach Norden wie es möglich ist. Der dortige DOC Campingplatz ist ein Traum. Man hat einen tollen Strand, bewaldete Berge und einen kleinen Fluss. Dazu massenhaft Sandflies. Die sind nicht so angenehm. Hier habe ich mein neues Zelt eingeweiht, es ist klasse! Ich freue mich schon, damit mal in meinem Garten zu campen...

Donnerstags verliessen wir die schöne wilde Westküste und fuhren über den Lewis Pass bis nach Waiau. Auch hier zeigte sich der Pass in leuchtenden Herbstfarben, denn es war zwar kalt, aber dafür schien die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Wir schlugen unser Zelt im Dunkeln auf und drückten uns sehr lange im Wohnzimmer des Motorcamps herum, denn es war eisigkalt.

Es war so kalt, dass ich morgens nicht aus meinen drei Schlafsäcken kriechen wollte und das Zelt vereist war. Somit machten wir uns recht früh nach einer heißen Dusche auf den Weg und genossen das Mittagessen in Kaikoura. Von dort aus fuhren wir ein Stückchen nach Norden, denn man berichtete uns, da seien zur Zeit Seehundjunge in einem kleinen Fluss. Und tatsächlich... dort angekommen liefen wir in den dichten Wald, ein paar Meter weiter schwammen schon die ersten Jungtiere lustig munter im Bach herum. Etwa zweihundert Meter weiter gelangten wir zu einem Wasserbecken, in den ein Wasserfall fließt. Das Wasser brodelte wie ein Karpfenteich in den man ein Brötchen geschmissen hat. Die Seehundjungen tobten durch das Wasser, dass es eine wahre Wonne war zuzugucken. Da es schon dämmerte hatten wir leider nicht allzulange Zeit und fuhren kurze Zeit später nach Christchurch, das wir gegen Abend erreichten.

Dort verbrachten wir einen gemütlichen Samstag, sonntags war ich wieder in Akaroa.



Vor drei Wochen brachte ich Tobi zum Flughafen, auch die anderen Leute aus dem Hostel die länger blieben verließen Akaroa. Um etwas besonderes zu machen standen wir um 6 Uhr auf und begaben uns zum Sonnenaufgang auf die Summitroad, die hier auf der uns umgebenden Bergkette liegt. Wir genossen die seltsame Stimmung bei Tee und Pink Floyd, ein Frühstück quasi auf der Strasse. Die Einheimischen waren etwas erstaunt und fragten ob alles in Ordnung sei, fuhren dafür aber mit einem Lächeln zur Arbeit. Abends quartierte ich mich in der Studentenwg in Christchurch ein, um erst am nächsten Tag zurückzufahren. Mitten in der Nacht wachte ich auf, wunderte mich, und es fing an zu schütteln. Erdbeben. 5,3. Nach einem Wgmeeting in der Küche und ein paar Minuten Quatschen im Wohnzimmer legte sich wieder jeder schlafen. Es ist schon erstaunlich wie hier Erdbeben einfach zum Alltag gehören.

Und jetzt ... muss ich erst mal in den Pub.
Denn morgen werde ich noch ein letztes Mal mit meinem dicken weißen Kumpel losziehen.